Warum endet die Schuldenkrise erst, wenn wir sie (kollektiv) Guthabenkrise nennen?
Weil wir dann, wie wir noch sehen werden, über die Ursache der Probleme (private Geldvermögensbildung) reden und nicht mehr über die Erscheinungsform (staatliche Verschuldung). Wenn die Ursache klar und diskutabel wird, müssen wir nur noch diskutieren, welche der vielen Möglichkeiten zur Abhilfe wir denn auswählen wollen – siehe hier: Wie wollen wir sparen?
Aber die Ursache der Verschuldung ist doch, dass Private oder Staaten mehr ausgeben als einnehmen?
Dies ist eine einzelwirtschaftliche Betrachtung – für die Volkswirtschaft als Ganzes gelten andere Zusammenhänge. Für die Volkswirtschaften gilt in Summe:
Schulden = Guthaben
Schuldenwachstum = Guthabenwachstum.
Ja, die Guthaben wachsen halt, weil so viele unsolide Menschen oder Staaten sich verschulden wollen – oder?
Wenn der Antrieb der Entwicklung die „Verschulder“ wären, müsste das Angebot an realen Gütern und Leistungen knapp sein. Dann würden die „Verguthaber“ durch von den „Verschuldern“ verursachten Angebotsmangel zum Nachfrageverzicht genötigt. Dies nennt man auch einen Verkäufermarkt. Ich kenne dies aus der früheren DDR. Den Lieblingsspruch der HO-Verkäuferin „Ham wer nich, kommt och nich“ habe ich aber nun schon über 20 Jahre nicht mehr gehört. Es ist im Kapitalismus in fast allen Märkten genau umgekehrt: Nicht das Angebot ist knapp, sondern die Nachfrage. Diese sogenannten Käufermärkte sind auch der eigentliche Segen des Kapitalismus. Allerdings muss man dann aber auch auf Angebotstheorie zu seiner Modellierung verzichten.
Nun, dann müssen die (Staats-)Schuldner jetzt sparen, die Schuldenbremse ist ja dann auch eine Guthabenbremse?
Auf den ersten Blick ist das richtig, denn Ausgabekürzungen der einen sind die Einnahmekürzungen der anderen. Wenn die Einkommen und damit die Einnahmen sinken, können auch weniger Einnahmeüberschüsse (Geldvermögensaufbau) gebildet werden. Irgendwo bei einer Einkommensschrumpfung auf 30-60 % der heutigen Wirtschaftsleistung würden z. B. die Staaten tatsächlich mehr einnehmen als ausgeben. Zuvor sind aber leider das Finanzsystem (wegen massenhaften Kreditausfalls) und ein Großteil der Betriebe insolvent. Auch explodiert die Arbeitslosigkeit, und die Demokratie wird infrage gestellt. Deutschland hat diese Nummer zwischen 1929 und 1932 durchgezogen: Volkseinkommen minus 40 %, gigantische Arbeitslosigkeit, Absturz der Mittelschicht, dann wählte man Hitler und den Krieg …
Und wo liegen dann die friedlichen Alternativen zur wachsenden (Staats-)Verschuldung?
Man sollte entweder direkt auf die privaten Pläne zur Geldvermögensbildung einwirken oder die Staatsverschuldung „schmerzfrei“ = zinslos stellen. Beispielsweise könnte man Geldvermögensbildung via private Altersvorsorge sanktionieren und die Umlagerente fördern. Oder die Risiken der Geldvermögensbildung nicht mit Staatsgarantien vergesellschaften – hier mehr Optionen.
Also das Gegenteil der gewählten Politik der letzten Jahre?
Deswegen: Nennt es Guthabenkrise, und alles wird gut …
Wie können wir gemeinsam die „Wiederholung der Geschichte“ vermeiden?
Klären Sie bitte andere Menschen zur Guthabenkrise auf!
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Bitte diese FAQ zur Guthabenkrise teilen und zu den Lösungsmöglichkeiten hier mitdiskutieren.
Auch sollten wir unsere Angebotstheoretiker nach Nordkorea (dort gilt Angebotstheorie) exportieren, und das gelegentliche Auslachen so einiger nackter VWL-Kaiser könnte auch nicht schaden. Bei der letzten friedlichen Revolution haben wir auch mit „Narren-Weglachen“ gute Erfahrungen gemacht. Eigentlich geht es um eine Reformation eines Glaubenssystems – diese Ketzerschrift ist eine Blasphemie gegen den Guthabengott. Ich bin mir auch klar darüber, dass hier religiöse Gefühle verletzt werden. Da die Guthabenreligion aber nicht offiziell anerkannt ist, hoffe ich, dafür straffrei zu bleiben. 🙂
„Euer Guthabengott ist der Schuldengott, und per Saldo ist er eine Null – es gibt Euren Geld-Gott nicht wirklich.“
Liebe Grüße, Junker Jörg 🙂
PS: Der Guthabengott ist nicht böse, nur wenn wir sein Alter Ego „Schuldengott“ zum Teufel wünschen, wird die Entwicklung schizophren.